Test
28
VERGLEICHSTEST
Actioncams mit 4K
Die neuesten Actioncams bieten professionelle
Videoqualität im Taschenformat. Doch welche
davon fängt dein Leben am besten ein?
Von Detlef Meyer | Fotos: Neil Godwin
Sorry, GoPro, mach’ endlich Platz für die Konkur-
renz. Hier kommen Anwärter für die Pole-Position.
Im Testfeld haben wir drei erstklassige Kameras, die
allesamt ultraportabel und gleichzeitig robust gebaut
sind. Natürlich sind sie 4K-fähig und bieten professio-
nelle Videofunktionen. Du kannst deine Videos mit ihnen
aber auch einfach nur bei YouTube ins Netz stellen. Ihre
kompakte Bauform macht die Montage fast überall kin-
derleicht, sodass du sie in jeder Lebenslage einsetzen
kannst. Besonders sinnvoll: Dank neuer Funktionen wird
es erheblich einfacher, Aufnahme und Einstellungen zu
überwachen. Nicht zuletzt sorgt eine integrierte Bildsta-
bilisierung für Videos wilder Downhill-Fahrten mit dem
Mountainbike, die man sich tatsächlich ansehen kann.
Die GoPro- und DJI-Kameras stehen in direkter Kon-
kurrenz zueinander, weil sie sich beide exakt an dassel-
be Publikum wenden. Hier ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen
um den Testsieg zu erwarten. Die Sony gibt sich mit ih-
rem höheren Preis etwas exklusiver, bietet aber auch
fortgeschrittenere Videofunktionen. Obwohl sie robust
und wasserdicht ist und alle Erwartungen an eine Action-
cam erfüllt, ist sie unter dem Strich eher eine ultraflexi-
ble Lifestyle-Kamera. Kurzum: Alle Testkandidaten sind
auf ihre eigene Weise gute Kameras. Welche davon für
dich die Beste ist, zeigt unser Vergleich.
Quick Facts
Auflösung (Video):
4K 60fps,
2.7K 120fps,
1.080p 240fps,
720p 240fps
Auflösung (Foto):
12 MP
Sensor:
1/2.3-Zoll CMOS
GoPro Hero7 Black
GoPro ist nicht ohne Grund seit
langem Marktführer für Action
cams. Wir verraten dir, warum.
Statt mit immer höheren Bildauflö-
sungen aufzuwarten, konzentriert
sich die Hero7 Black ganz klar auf
jederzeit unverwackelte Videos. Das
geschieht mithilfe einer eingebauten
Funktion namens HyperSmooth,
eine hochentwickelte, elektronische
Bildstabilisierung. Die funktioniert
unglaublich gut und hinterlässt kei-
ne der typischen Verzerrungen oder
Artefakte, wie sie bei älteren GoPros
noch auftraten. HyperSmooth ist da-
mit so ziemlich der beste elektroni-
sche Bildstabilisator am Markt; der
Vorsprung zur DJI Osmo Action ist
aber marginal. Der Gesamteindruck
ist nur ein winziges, aber entschei-
dendes Bisschen natürlicher.
Insofern kannst du den Gimbal
öfter mal zuhause lassen und trotz-
dem jederzeit ruhiges, professionell
aussehendes Videomaterial aufneh-
men – natürlich immer noch in 4K
und mit 60fps sowie zum Beispiel
mit 8-fach-Zeitlupe bei Full HD. Ein
anderes herausstechendes Merkmal
der Hero7 ist ihre TimeWarp-Funk-
tion. Zusammen mit der Bildstabili-
sierung entstehen damit tolle, sich
bewegende und frei aus der Hand
gefilmte Zeitraffer-Aufnahmen.
Entscheidend: Die Bildqualität ist
insgesamt ausgezeichnet mit leb-
haften Farben und großem Kon-
trastumfang. Die höhere Bitrate der
aufgenommenen Videos und die er-
weiterten Farbprofil-Optionen dürf-
ten auch Profis zufriedenstellen.
Mittlerweile ist sogar schon das
Nachfolgemodell Hero8 Black auf
dem Markt und wartet mit einigen
weiter verbesserten Funktionen auf.
Dafür ist sie mit rund 430 Euro aber
auch spürbar teurer – die Hero 7
bietet nach unserer Meinung das
bessere Preis-Leistungsverhältnis.
Wasserdicht
bis 10 m (ohne
Zusatzgehäuse)
Abmessungen:
62.3 x 44.9 x 33 mm
Gewicht: 116 g
Bildschirm:
2-Zoll-Touchscreen
Akku: 1.220 mAh
Preis: 350 Euro
Weitere Infos
GoPro setzt seit
Jahren auf das be-
währte Design sei-
ner Kameras und
hat aus unserer
Sicht auch keinen
Anlass, viel daran
zu ändern.
Quick Facts
Auflösung (Video):
4K 60fps, 2.7K
120fps, 1.080p
240fps, 720p
240fps (HDR at
30fps only)
Auflösung (Foto):
12 MP
Sensor:
1/2.3-Zoll CMOS
DJI Osmo Action
Zwei Bildschirme, doppelter
Spaß? Vor allem heißt das:
mehr Bedienkomfort!
Der Name lässt schon erahnen,
dass DJI bei der Osmo Action vor al-
lem einen Allwetter- oder sogar Tau-
cheinsatz im Sinn hatte: Sie ist auch
ohne Zusatzgehäuse bis 11 Meter
wasserdicht. Hier kann die Konkur-
renz nur bis zu einer Tiefe von 10
Metern mithalten. Dazu kommt: Der
hintere Touchscreen fällt mit 2,25
Zoll angenehm groß aus. Das hat
aber auch zur Folge, dass das Ge-
häuse der DJI insgesamt etwas
weniger kompakt ist. Auffälligstes
Merkmal: Die Osmo besitzt auf der
Vorderseite direkt neben dem Ob-
jektiv einen zweiten Bildschirm. Das
ist ideal für Vlogger oder für jede
Aufnahme, bei der die Kamera auf
dich ausgerichtet ist. Praktisch: Der
Zusatzbildschirm lässt sich blitz-
schnell per Taste, Touchscreen oder
Sprachbefehl ein- und ausschalten.
Die Osmo hat ein hartes, graues
Kunststoffgehäuse, das wesentlich
robuster – und weniger hochwertig
– wirkt, wenn man es mit dem glat-
ten, seidigen Finish der neuesten
GoPro vergleicht. Der Akku braucht
nur etwa 90 Minuten zum Aufladen
und hält danach bei 4K/30fps und
eingeschaltetem Bildstabilisator
etwa die gleiche Zeit durch. Gut: Der
Akku ist genau wie bei der Sony her-
ausnehmbar. So kannst du mit
Ersatzakkus auch langwierige
Filmarbeiten durchziehen.
Wasserdicht
bis 11 m (ohne
Zusatzgehäuse)
Abmessungen:
65 x 42 x 35 mm
Gewicht: 124 g
Bildschirm:
2.25-Zoll-Touch-
screen (Rückseite),
1.4 Zoll (Front)
Akku: 1.300 mAh
Preis: 380 Euro
Weitere Infos
Trotz der etwas
billigen Anmutung
ist die Osmo Action
sehr stabil gebaut
und bietet die größ-
te Tauchtiefe ohne
Zusatzgehäuse.
Quick Facts
Auflösung (Video):
4K 30fps,
1.080p 120fps,
1.136 x 384 960fps
Auflösung (Foto):
15MP
Bildsensor:
1-Zoll-CMOS
Sony RX0 II
Weniger Action! Stattdessen
steht eindeutig der große Bild
sensor im Vordergrund.
Sony vermeidet für die RX0 II den
Begriff „Actioncam“ und nennt sie
stattdessen „kleine robuste Premi-
umkamera“. Das hat seinen Grund:
Trotz der Bildstabilisierung und der
Geländetauglichkeit eignen sich
das aufwändige Bedienkonzept
und die hochwertige Bildverarbei-
tungs-Hardware eher für Vlogs und
Outdoor-Aufnahmen als für den
spontanen Actioneinsatz.
Eines der herausragenden Merk-
male der RX0 ist ihr um 180 Grad
schwenkbarer 1,5-Zoll-Bildschirm.
Der fällt zwar eine Nummer kleiner
aus als bei den anderen Kandidaten,
erlaubt aber Aufnahmen aus gewag-
ten Perspektiven, die Vermeidung
von Gegenlicht oder eine genaue
Bildkontrolle bei Selfie-Aufnahmen.
Inbetriebnahme und Bedienung der
Kamera gehen zügig von der Hand,
aber es braucht viel Geduld, um sich
durch die mehr als 30 Menüseiten
mit Einstellungen zu arbeiten.
Schuld daran ist nicht zuletzt die
Tastenbedienung, die in einer Touch-
screen-Welt geradezu anachronis-
tisch wirkt. Schade!
Wasserdicht
bis 10 m (ohne
Zusatzgehäuse)
Abmessungen:
59 x 40,5 x 35 mm
Gewicht: 132 g
Bildschirm: 1,5 Zoll,
schwenkbar
Akku: 700 mAh
Preis: 800 Euro
Weitere Infos
Die Sony gibt
sich sehr erwach-
sen: Robust, so-
lide, griffig. Aber
das kleine Gehäu-
se muss insge-
samt mehr Funk-
tionen verkraften,
als ihm guttut.
TESTSIEGER
06/2020
GoPro
Hero7 Black
Es sind nur Nuancen, mit denen sich die Hero7
Black von der DJI absetzt: Die bessere Soft-
ware, der tolle Bildstabilisator und das schickere
Gehäuse. Bis ins Detail scharfe, brillante Videos
gelingen jederzeit mühelos und dabei überlebt
die Kamera auch den rauesten Einsatz.