SmartWeekly 18.12.2020 | Page 27

Aktuell 28

EXPERTEN-TALK

Quo vadis :

Teil 2 von 3

Smart-Home-Sicherheit

In der hochkarätig besetzten Expertenrunde mit Industrie , ZVEI , gfu und Medienvertretern geht es um das Thema Sicherheit . Hier unsere Fortsetzung .

Für Bernd Grohmann gehören neben der sogenannten Cyber Security auch die Problematiken rund um die Produktsicherheit dazu . „ Viele Produkte aus dem Ausland machen Probleme hinsichtlich der Produktsicherheit . Trotzdem sind sie ganz einfach über das Internet bestellbar . Dabei ist die europäische Gesetzgebung einheitlich , sodass sich oft die Frage stellt , wie man Produkte , die nicht den Richtlinien entsprechen , ungestraft in den Markt bringen kann ?“

Dazu stellt Lutz Rossmeisl die Frage : „ Hat der ZVEI Einfluss auf die Produktsicherheit ?“ Antwort von Carine Chardon : „ Die ZVEI-Mitgliedsunternehmen gehören ganz sicher nicht zu den schwarzen Schafen im Markt hin-

„ Viele Produkte aus dem Ausland machen Probleme hinsichtlich der Produktsicherheit .“

Bernd Grohmann , Vorstand bei eQ-3

sichtlich Produktsicherheit ! Aktuelle Normen und Richtlinien sind eine wichtige Grundlage für die Entwicklungsaktivitäten der Hersteller . Die Einhaltung obliegt letztendlich jedem Unternehmen selbst – und wird von den zuständigen Behörden überwacht .“

Bernd Grohmann wünscht sich in diesem Zusammenhang auch mehr Aktivität seitens der Bundesnetzagentur ( BNA ) hinsichtlich der Funk-basierten Geräte , für die die BNA hinsichtlich Marktüberwachung zuständig ist . Wie kann es sein , dass nicht zulassungsfähige Produkte dauerhaft verkauft werden und es nicht einmal einen Hersteller oder Inverkehrbringer in der EU gibt ? Fehlen der Bundesnetzagentur hier Budgetmittel , Unterstützung oder gibt es andere Gründe ? Darüber hinaus würde er mehr Zusammenarbeit

„ Aktuelle Normen und Richtlinien sind eine wichtige Grundlage für die Entwicklungsaktivitäten der Hersteller .“

Carine Chardon , Geschäftsführerin des ZVEI – Fachverbands Consumer Electronics der Hersteller und der Verbände begrüßen , damit die Normen und Richtlinien eingehalten werden . Rossmeisl bemerkt hierzu : „ Ein Einkäufer aus dem Handel kann die Einhaltung von Normen und Richtlinien nicht prüfen . Er muss davon ausgehen , dass diese eingehalten werden .“

Bennefeld : „ Wir waren erstaunt , wie einfach man ein Gerät in den Markt bringen kann , das nicht die Normen erfüllt .“ Patrick Felke stellt fest , dass sich Kunden offenbar kaum alleine auf das CE-Zeichen verlassen können , sondern schauen sollten , wer – in Europa – wirklich hinter den Produkten steht . „ Gerade bei 230-Volt-Geräten ist es erschreckend , was angeboten , verkauft und verbaut wird , weil es hier ja auch um Brandrisiko und elektrischen Schlag geht . Darüber hinaus vermisst er ein spezielles Siegel für IoT und auch IT-Geräte , das die Cyber-Sicherheit garantiert .“, so Prof . Dr . Patrick Felke .

Lutz Rossmeisl ergänzt

dazu : „ Aus meiner eigenen Erfahrung wird die Unsicherheit größer . Nicht oder schlecht funktionierende Geräte verhindern den erfolgreichen Marktdurchsatz von Smart Home . Wie kann sich ein Endkonsument orientieren ? Was ist sicher ?“ Bernd Grohmann :

„ Wir waren erstaunt , wie einfach man ein Gerät in den Markt bringen kann , das nicht die

Normen erfüllt .“

Christian Bennefeld , Gründer und Geschäftsführer eBlocker

Open Source

„ Nach unserer Erfahrung ist ein VDE-Siegel im Markt anerkannt , deshalb haben wir uns dafür entschieden , weil auch Funk überprüft wird . Zudem muss das Siegel jährlich bestätigt werden .“

� Rauchmelder müssen als Bauprodukt der Norm entsprechen . Das wird auch überprüft . Sogar in der Produktion .

„ Gerade bei 230-V­ Geräten ist es erschreckend , was angeboten , verkauft und verbaut wird .“

Prof . Dr . Patrick Felke , Hochschule Emden

Carine Chardon unterstreicht , dass Prüfsiegel immer nur eine Momentaufnahme abbilden . „ Wir warnen davor , Prüfsiegel als Allheilmittel zu sehen . Wenn man sich für solche Maßnahmen ausspricht , wäre eine europäisch einheitliche Herangehensweise wünschenswert .“ Patrick Felke hingegen findet Prüfsiegel schon wichtig . Man kann zumindest erreichen , dass eine Mindestanforderung erfüllt wird . Chardon entgegnet : „ Solche Mindestanforderungen erreicht man eben mit gesetzlichen Mindeststandards , wie z . B . einer horizontalen Produktrichtlinie . Was die Prüfsiegel betrifft , so sind diese nicht immer aussagekräftig , dies ist für einige Anbieter von ‚ Siegeln ‘ auch einfach ein lukratives Geschäftsmodell , und damit ist am Ende keinem gedient , am wenigsten dem Verbraucher .“

Christian Bennefeld stellt fest : „ Verbraucher wünschen sich Gütesiegel , auch ohne dass sie im Detail wissen , was dahinter steckt . Sie vertrauen im Zweifel dem guten Namen des Prüfinstituts . Dennoch sind Siegel meiner Ansicht nach wichtig , um ein Mindestmaß an Anforderungen zu erfüllen . Umgekehrt müssen aber auch die Prüfinstitute zertifiziert sein , um verlässlich zu sein . Und Regelbrüche müssen konsequent verfolgt und bestraft werden .“

Bernd Grohmann gibt dazu ein Beispiel aus dem Smart-Home-Bereich , die Rauchmelder . Diese müssen als Bauprodukt der Norm entsprechen . Das wird auch überprüft . Sogar in der Produktion . Wobei es aber sogar auch dort Gegenbeispiele gibt . Mit Prüfzeichen . Chardon weiß : „ Der Verbraucher möchte einen einfachen Umgang mit den Produkten – das wird allgemein als benutzerfreundlich empfunden . Gleichzeitig müssen die

Produkte aber sicher und verlässlich betrieben werden können . Diese Anforderungen miteinander in Einklang zu bringen , ist die Herausforderung für die Hersteller .“ Dazu Bernd Grohmann : „ Die gesamte Thematik ist paradox , einerseits verhindert die Angst bezüglich Cyber Security den Einsatz von Smart-Home-Produkten , andererseits ist ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis der Kunden ein wichtiger Anschaffungsgrund für eine Smart-Home-Ausstattung .“

In der nächsten Ausgabe folgt der letzte Teil unserer Expertenrunde . Es geht weiter mit dem relevanten Thema Sicherheit im Smart Home .